Harald Parigger

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Lesung des Autors Harald Parigger am 12.10.2007

für die 6. Klassen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums

Deftige Suppen und Braten, verlockende Rezepturen der mittelalterlichen Küche und würziger Wein garnieren die stoffliche Fülle der beiden Jugendbücher „Verrat am Bischofshof“ und „Komm, Bruder Tod, so bleich und rot“. Der Autor Harald Parigger stellte diese Werke in einer Veranstaltung den Sechstklässlern des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Weißenburg vor.

Die Dichterlesung war bewusst am Anfang des Schuljahres eingeplant, um auch der Vorbereitung des Lesewettbewerbs für die sechsten Klassen im Dezember zu dienen.

In der Lesung wurde aber nicht nur Pariggers fundierte Kenntnis der mittelalterlichen Kochkünste deutlich, sondern auch das umfassende geschichtliche Wissen des promovierten Historikers und Schulleiters des Gymnasiums in Grafing bei München. Und dazu spürte man die Lust am Kriminalfall, der im Buch „Verrat am Bischofshof“ ohne die Mitwirkung der jugendlichen Küchengeister Adelheid und Georg am Hof des Fürstbischofs von Würzburg nicht gelöst werden konnte.

Der Autor bezog in diesem „interaktiven Ratekrimi“ auch die jungen Zuhörer mit ein. An den verschiedenen Stationen des Falles ließ er über den Fortgang, die Motive und Hintergründe der Handlung, also des Giftanschlages spekulieren, was sie mit Interesse und Freude taten.

Für die zweite Gruppe las der Autor aus dem im Unterricht vorbereiteten und für viele Schüler sicher gruseligen Kriminalroman „Komm, Bruder Tod, so bleich und rot“. Diese Titelzeile ist Teil eines längeren Liedes und der Dreh- und Angelpunkt für den Rachefeldzug des Sohnes des Malers Meister Heinrich von Xanten (Anfang des 13. Jahrhunderts in den Wirren des Kampfes zwischen Staufern und Welfen). Sie gräbt sich in ihrer poetischen Klangfarbe und Ausdruckskraft tief ein und lässt die weniger ästhetischen Horrorelemente wie die abgehackte Hand in der fleischlosen Fastensuppe oder die abgetrennten Füße vor dem Altar in ihrer Wichtigkeit in den Hintergrund treten. Das Werk kann erst bei ganzheitlichem Lesen in seiner Bedeutung und Aussagekraft im Hinblick auf die Welt des Mittelalters annähernd verstanden werden.

Sympathisch wirkt bei der Lektüre v.a. der junge Mönch Bernhard, der den leiblichen Genüssen wie Essen, Trinken und Schlafen besonders zugetan ist und von dem gezeigt wird, wie er mit dem Klosterleben und den strengen Regeln zurechtkommt. Seine unverkrampfte, ideologiefreie Haltung verleiht dem Buch einen Hauch von überzeitlicher Humanität.

Neben der Lesung war der Autor, wie es bei diesen Veranstaltungen üblich ist, bereit, Fragen der Schüler zu beantworten. Dabei erzählte er auch, und das ist sicher den meisten im Gedächtnis geblieben, wie er zum Schreiben gekommen ist. Sein erstes Werk war ein Liebesgedicht an eine peruanische Austauschschülerin in seiner Klasse, das er ihr heimlich und ohne Namensnennung zugesteckt hat. Hierin zeigt sich auch eine Parallele zu Mönch Bernhard, der Mädchen gegenüber nicht sehr erfahren war.

Ursula Bittl-Margraf, Fachbetreuerin Deutsch

 

Weitere Informationen zu Harald Parigger finden Sie auf der Internetseite des Autors.

 

   

 

 

 

 

Hier abschließend noch ein Autoren-Portrait, das wir der Internetseite des Autors entnommen haben:

Wer für Erwachsene schreibt, schreibt ausschließlich für Erwachsene: Kinder erreicht in der Regel nicht, wer über ihre Köpfe hinwegschreibt, meint Pariggers Nachbar Otfried Preußler, der in der Nähe von Rosenheim kaum einen Kilometer Luftlinie von ihm entfernt wohnt. Parigger würde hinzufügen: Erst recht erreicht er sie nicht, wenn er mit dem pädagogischen Zeigefinger schreibt! Und spätestens hier merkt man, dass es sich nicht um einen schreibenden Lehrer handelt, dem es eingefallen ist, seinen Geschichtsunterricht mit eigenen Geschichten zu bereichern, sondern um einen Erzähler aus Profession.

Das Belehren ist also seine Sache nicht, auch wenn Mentalitäten, Alltagskultur und historische Fakten in jedem einzelnen Fall sorgsam recherchiert worden (sind), wie der Autor im Vorwort von Geschichte erzählt. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert (1995) klarstellt. Davon aber abgesehen, freut er sich darüber, der eigenen Lust am Fabulieren keine Zügel anlegen zu müssen.

Das Künstlerische stand bei Parigger von Anfang an im Vordergrund. Davon zeugt noch eine Seite des 1000 Seiten-Epos, das er sich mit 15 Jahren zu schreiben entschloss: Diese eine Seite hat er sich aufgehoben. Der berufliche Weg in die Welt der Musik schien ihm nicht tragfähig, aber das Interesse daran markiert immer noch der mächtige Kontrabaß in seinem gemütlichen Arbeitszimmer.

Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte, nach der Promotion in Würzburg und einigen Jahren im Schuldienst hätte ihn fast die Welt der Verlage abgeworben als Lektor.

Zum Glück aber blieb er den Schülern erhalten, auch wenn er sich gelegentlich eine Auszeit, wie zum Beispiel für seine Tätigkeit am Haus der Bayerischen Geschichte genommen hat. Nach Jahren als Seminarlehrer an einem Münchner Gymnasium ist er nun Schulleiter in Gräting. Wie zuvor mit der Eisenbahn, so ist er nun viel mit dem Auto unterwegs, was ihm aber nicht viel ausmacht; denn dabei kann er nachdenken, vielleicht über neue Abenteuer von Lorenz, seinem Helden in den Mittelalter-Krimis Der Safranmord (1998), Tödliche Äpfel (1999) oder Der Galgenstrick (2000).

Wer nach Wegen sucht, Jugendlichen das ferne Mittelalter nahe zu bringen, ist hier auf dem richtigen Weg: Gründlich recherchiert, ebenso spannend wie jugendgerecht erzählt, atmosphärisch dicht und vor allem mit einem warmherzigen Blick auf das Menschliche sind seine Jugendromane ein Leseerlebnis, auch wenn es um grausame Zeiten wie in Die Hexe von Zeii (1996) geht. Bei seiner Promotion in Würzburg stieß Parigger auf die Gerichtsakten dieser Bamberger Hexenprozesse im 30-jährigen Krieg; den unschuldigen Opfern widmet er dieses Buch, es soll erinnern an Johannes, Anna, Babel und die vielen tausend anderen, die unschuldig gestorben und bis heute von keinem kirchlichen oder weltlichen Gericht rehabilitiert worden sind.

Und gleichzeitig macht er bewusst, dass Engstirnigkeit und Grausamkeit nicht auf das 17. Jahrhundert beschränkt waren. Die jungen Leser nehmen in unsere heutige Zeit die Erkenntnis mit (wie er im Vorwort schreibt), rechtzeitig gegen Verfolgung, Misshandlung und Rechtsbeugung zu protestieren. Klaus Langer