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Der fränkische Mundartdichter Helmut Haberkamm las am 22. Februar 2005 vor Schülern der 10. Klassen Im Evangelischen Pfarrsaal, den Dekan Dr. Brandt unserem Gymnasium zu einer Schulveranstaltung zur Verfügung gestellt hat, konnte Herr OStD Hörmann den promovierten Anglisten und Germanisten Helmut Haberkamm begrüßen, einen Dichter, der seit Jahren aus der fränkischen Mundartszene nicht mehr wegzudenken ist. U.a. veröffentlichte er 1992 seine Gedichtsammlung „Frankn lichd nedd am Meer“, dessen an Ingeborg Bachmann anknüpfender Titel programmatisch für seine Intention stehen kann, die poetische, aber auch komische Ausdruckskraft des Dialekts, und hier besonders der fränkischen Mundart, hervorzuheben. Mit der Geschichte „Bruderherz“ eroberte der Autor gleich zu Beginn die ‚Herzen’ seiner jungen Zuhörer. In ihr wird auf humorvolle, aber doch auch sehr anrührende Art und Weise erzählt, wie ein Motorrad- und Club-Fan das legendäre Fußballspiel gegen Dortmund, das den Abstieg der Nürnberger Mannschaft besiegelte, in einen Sieg umwandelt, um seinem im Koma liegenden Bruder mit der fulminanten Schilderung des Spielverlaufs Lebensenergie und Zuversicht zu vermitteln, was ihm auch gelingt. Es war ein besonderes Vergnügen, diesem Text, der mit einer Kaskade fränkischer (Kraft-) Ausdrücke, Metaphern und Redensarten (den Ruhr-Websn eine aufs Hirn kaud) aufwartete, zuzuhören. Er wurde im weiteren Verlauf der Veranstaltung mit Gedichten aus der Kinderzeit, Erfahrungen mit Mädchen und Frauen (in Anlehnung an Goethes „Willkommen und Abschied“: nooch Goethe „In der Frieh auf un dervoo“) und Übertragungen von englischen Popsongs ins Fränkische (z.B. ‚The River’ von Bruce Bringsteen wurde zu „Drunt an der Aisch“) ergänzt, wobei die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten des fränkischen Dialekts anschaulich vor Augen geführt wurde. Aber auch die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seines Heimatdorfes Dachsbach im Aischgrund ließ der Autor nicht unerwähnt. Wie in vielen Orten in Deutschland wurde auch dort die Zeit des Nationalsozialismus nicht aufgearbeitet. Doch die Großmutter erzählte dem Buben vom Verhalten der Dorfbewohner, sie erzählte es im Dialekt und so hat es der Dichter, poetisch verdichtet, weitergegeben. Diese Prägung in der Familie und im Dorf seiner Heimat verfolgte ihn auch bis nach Wales, wo er einen Teil seiner Studienjahre verbrachte. Sein dortiger Anglistikprofessor identifizierte ihn sofort als echten Franken, und dieses fränkische Idiom will der Dichter bis heute nicht ablegen oder verbergen. Die Botschaft des erfolgreichen Autors an die Schüler lautete deshalb, dass man sich für den Dialekt nicht zu schämen brauche, denn er sei die Wurzel unserer Identität und erzeuge ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Weitere Informationen zu Helmut Haberkamm finden Sie auf der Internet-Seite des Autors. Ursula Bittl-Margraf, OStRin |
Idendidäd von Helmut Haberkamm
Abgedruckt in: Haberkamm, Helmut: Frankn lichd nedd am Meer, Gedichte, ars vivendi verlag, Cadolzburg 2001 (5. Auflage), S. 11 |