Das schulartübergreifende Projekt der 7. Klassen der Mittelschule, der Realschule und des Gymnasiums ist inzwischen fest etabliert. Das Projekt basiert auf der Idee, dass Cybermobbing leider ein Phänomen in allen Schulformen ist und vor Schulgrenzen keinen Halt macht. Daher bietet es sich auch an, das Problemfeld gemeinsam anzugehen.
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Cybermobbing ist besonders problematisch, weil kein direkter Kontakt zum Opfer notwendig ist, die Straftat vermeintlich anonym bleibt, ein großes Publikum erreicht wird und durch die Weiterverbreitung der Texte, Fotos und Videos der Umfang und die Auswirkungen nicht mehr überschaubar und steuerbar sind. Erschwerend kommt hinzu, dass im Internet auch gelöschte Inhalte nach Jahren wiederauftauchen können, sobald diese von einem User gespeichert wurden. Somit werden Opfer immer wieder mit dem Problem konfrontiert.
Die Folgen für die Opfer von Cybermobbing reichen von Schlaf- und Lernstörungen, über Schulangst bis hin zu Depressionen mit Selbstverletzung und schließlich Suizid. Auch für die Täter hat Cybermobbing weitreichende Folgen. Da man mit 14 Jahren strafmündig ist, wird ein entsprechendes Strafverfahren eingeleitet, die erkennungsdienstliche Bearbeitung für mindestens fünf Jahre gespeichert und es erfolgt ein Eintrag in das polizeiliche Führungszeugnis.
Da sowohl die Folgen für die Opfer als auch die Tragweite für die Täter den Jugendlichen nicht bewusst sind, kommt Eltern und Schule eine große Bedeutung in der Präventionsarbeit zu. In den Workshops am 10.03.2020, die von Lehrern aus allen drei Schularten geleitet wurden, erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler den Unterschied zwischen Mobbing und Cybermobbing. Anhand von Fallbeispielen wurde verdeutlicht, welche Personengruppen in einem (Cyber-)Mobbing-Fall beteiligt sind. Besonderer Wert wurde auf die Erarbeitung der Beweggründe für die einzelnen Personengruppen und das spielerische Nachempfinden der Emotionen gelegt. Besonders diese gemeinsamen Spiele machten die Gefühlsebene sehr deutlich und kamen bei den Schülern super an.
Schließlich wurde herausgearbeitet, welche Möglichkeiten es für alle Beteiligten (Opfer, Mitläufer und Zuschauer) gibt, dem Cybermobbing entgegenzuwirken. Opfer sollten sich unbedingt an eine Vertrauensperson wenden, Beweismaterial sichern und gegebenenfalls Anzeige erstatten. Vorbeugend rieten die Workshopleiter zu Datensparsamkeit und zur regelmäßigen Überprüfung der Sicherheitseinstellungen für den privaten Bereich bei allen Profilen in sozialen Netzwerken.
Durch das kürzlich in allen sozialen Netzwerken und auf allen Betriebssystemen eingeführte Emoji (Auge in Sprechblase), kann jeder, der in der virtuellen Welt Zeuge von hate speech und Cybermobbing wird, dies für alle sichtbar anprangern und sich somit virtuell auf die Seite des Opfers stellen.
Zusammenfassend haben die Schülerinnen und Schüler ein Informationsblatt mit wichtigen Adressen im Internet und Ansprechpartnern an den einzelnen Schulen erhalten. Ergänzt wurden die Workshops durch einen Vortrag der Polizei mit konkreten Fallbeispielen und entsprechenden Gerichtsurteilen.
Zum Abschluss des Themenkomplexes sahen sich die Schüler der siebten Klassen am 12.03.2020 das Stück „Fake – oder War doch nur Spaß“ von Karl Koch am auf der Theaterbühne der Mittelschule an. Im Theaterstück schlüpften zwei Darsteller des Theaterensembles „Radiks“ aus Berlin in unterschiedliche Rollen. Zum einen wurde die Problematik "Cybermobbing" aufgegriffen, zum anderen soll das Stück die Jugendlichen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien anregen. Die Aufführung und das anschließende Nachgespräch sollten dazu dienen, die Jugendlichen für das Thema zu sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten für die Opfer und Konsequenzen für die Täter aufzuzeigen. Der begeisterte Applaus machte deutlich, dass sowohl das Thema als auch die schauspielerische Leistung des Ensembles bei den Schülern ankam.
Mitfinanziert wurde das Projekt aus Mitteln der Regierung von Mittelfranken und einer großzügigen Spende der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen. Die schulartübergreifende Zusammenarbeit zum Thema „Cybermobbing“ wird von allen Beteiligten sehr positiv beurteilt und wird auch im kommenden Schuljahr fortgesetzt werden.