Lange Nacht der Wissenschaften

    Am 13. Februar 2025 luden die Fachschaften und Arbeitsgruppen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums nach den Erfolgen der letzten Jahre wieder zu Ihrer „Langen N8 der Wissenschaften“ ein. Nach dem abwechslungsreichen Programm - NachhaltIchkeitsarena (AOK), Laborbücher der Klasse 6b, P-Seminar Haustierhaltung, W-Seminar Biotechnologie, Klasse 9a ntg Dechemax-Wettbewerb, 3D-Druck/Robotik/Nebelkammer, Mausfallenrennen, Experimente zur Elektronik/ Mechanik (8a), Mikroskopie, Aufnahme von Auf- und Entladekurven von Kondensatoren, Kapazitätsmessungen von Kondensatoren, Vorführung Wiederbelebung, Faires Team Verköstigung, Kochkurs - Catering, SMV: Klimaschule, SMV: Gute gesunde Schule, IK, Schaubienenkasten - beendete der überaus interessante Fachvortrag von Herrn PD Dr. Stefan Thalhammer zum Thema „Nanomedizin“ den Abend.

    Vielen Dank allen Beteiligten für den interessanten und eindrucksvollen Abend.

    Folgender Artikel erschien am 19.02.2025 im Weißenburger Tagblatt:

    Fulminanter Vortrag von Stefan Thalhammer als Abschluss der Langen N8 der Wissenschaften

    Das war geballtes medizinisches und biochemisches Wissen auf den Punkt gebracht: Stefan Thalhammer, ausgewiesener Experte zum Thema Nanotechnologie, eröffnete zunächst den Schülern der Q12 und am Abend allen Interessierten der Langen N8 der Wissenschaften in seinem Vortrag die gigantischen Möglichkeiten, welche Nanodiagnostik, Nanotherapie, regenerative Nanomedizin und Nanochirurgie bereits jetzt bieten. Dabei zeigte Thalhammer in seiner Präsentation voller Daten, Fakten und Hintergrundinformationen die sonst in der Wissenschaft eher seltene Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge allgemeinverständlich und spannend darzustellen.

    Der Nanomedizin gehört die Zukunft. Sie erlaubt nicht nur präzise und frühe Diagnosen von Krankheiten, sondern entwickelt auch personalisierte Behandlungsmöglichkeiten sowie eine punktgenaue Medikation mit reduzierten Nebenwirkungen. Dies ist vor allem bei Krebsbehandlungen von Bedeutung. Um zunächst die Größenverhältnisse zu veranschaulichen, in denen sich die von Richard Feynman entdeckte Nanotechnologie bewegt, zog der Referent das Wachstum des menschlichen Fingernagels zum Vergleich heran: Ein Nanometer, also ein Milliardstel Meter, ist die winzig kleine Strecke, die ein Fingernagel in einer Sekunde wächst.

    In der interdisziplinären Nanomedizin arbeiten Physik, Chemie und Biologie auf allerkleinstem Raum Hand in Hand. Dabei kommen bestimmte Verfahren zur Anwendung, die auch in der Natur eine Rolle spielen. Hierzu zählt beispielsweise die Oberflächenvergrößerung. Menschliche DNA bewegt sich ja im Nanobereich und kann nur durch ein Rastersondenmikroskop untersucht werden, das inzwischen zum atomaren Rasterkraftmikrokop weiterentwickelt wurde. Dabei wird der ursprünglich schwarz-weiße Nano-Kosmos eingefärbt, um winzigste Strukturen wie die Doppelhelix der DNA oder Kleinstkörper wie Zellen oder rote Blutkörperchen sichtbar zu machen.

    Wie eng in diesem Bereich Nanomedizin, Biochemie, Molekularmedizin, Materialwissenschaften und Nanoanalytik zusammenarbeiten, veranschaulichte Thalhammer an einer Fülle von Beispielen und Anwendungen. So konnten zum Beispiel bereits besonders abstoßende Oberflächen für Herzkatheder entwickelt werden, um Blutablagerungen im laufenden Einsatz verhindern, in der Onkologie werden bei der Chemotherapie punktgenaue Medikamentengaben möglich und die regenerative Medizin kann inzwischen sogar Organe oder Teile davon rekonstruieren und neu bilden. Biologische Implantate in der Gelenkchirurgie, die nach der Operation nicht mehr entnommen werden müssen, werden ebenso Realität wie die Isolation und Untersuchung singulärer Krebszellen oder die Telemedizin, bei der zum Beispiel ein Herzspezialist als Arzt, der gar nicht vor Ort sein muss, über einen Operationsroboter, den „Teleoperator“, eine komplizierte Herz-OP an einem Patienten vornimmt. Der Da Vinci-Medizin-Roboter ist jedenfalls schon auf dem Markt.

    In vielen Fällen sind diese Anwendungen freilich noch Zukunftsmusik, ähnlich wie der Traum, winzige Nano-Maschinen in den Blutkreislauf zu injizieren, die dann wie eine Gesundheitspolizei am Ort des Krankheitsgeschehens eintreffen und dieses heilen. Außerdem stellen sich ethische und finanzielle Fragen: Wer bezahlt die teilweise immens teuren Diagnosen und Therapien? Welcher Patient darf sie überhaupt in Anspruch nehmen und wer entscheidet darüber? Erfolgt am Ende – wie in einigen Ländern während der Corona-Pandemie – eine Art Triage?

    Und doch überwiegt bei Stefan Thalhammer der Optimismus, denn Biosensoren, die Diagnostik des menschlichen Genoms und die Therapie sind die wichtigsten Bereiche für die Nanomedizin. Bestimmte Krebsarten lassen sich schon jetzt mit hoher Sicherheit voraussagen, ein Nano-Medikament kann gezielt an den Tumorzellen andocken und diese unschädlich machen. Und die Nanopartikel, denen wir ohnehin täglich ausgesetzt sind, werden bereits für die Beschichtung von Lebensmitteln und Funktionskleidung genutzt. Deshalb sieht er auch eher den Nutzen als die Risiken der Nanomedizin. Fazit: Hier sprach ein äußerst versierter, den Menschen zugewandter, sympathischer Wissenschaftler. Am Ende lud er die Schüler zum Besuch seiner Vorlesung an der Universität Augsburg ein.                                                                                    Robert Luff