Exkursion zum Kernforschungszentrum CERN

    CERN

    Eine Delegation aus 12 interessierten Schülerinnen und Schülern sowie fünf Lehrkräften der Klassen 10a und 10b des Werner-von-Siemens-Gymnasiums Weißenburg besuchte drei Tage lang den größten Teilchenbeschleunigerkomplex der Welt am CERN nahe Genf im Süden der Schweiz. Dort wird bahnbrechende Grundlagenforschung an Elementarteilchen, den kleinsten uns bekannten Bausteinen, aus dem unter anderem Atome aufgebaut sind, betrieben. Dazu werden Teilchenbeschleuniger mit bis zu 27 km Umfang benötigt, um Teilchen auf annähernd Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen und in Detektoren mit der Größe eines sechsstöckigen Hauses kollidieren zu lassen, sodass neue Teilchen entstehen und deren Eigenschaften beschrieben werden können.

    Nachdem wir am frühen Morgen aufgebrochen waren, machte sich bereits Vorfreude breit. Auf der Busfahrt wurde sich fröhlich unterhalten und vor allem in Tunneln ausgiebig gesungen. Nach der Ankunft in Genf machten wir uns auf, die Genfer Innenstadt und den See zu erkunden. Auch wenn nach kurzer Zeit Regen und Gewitter einsetzten, dämpfte dies die Stimmung kaum und wir genossen ein typisch schweizerisches Käsefondue.

    Am nächsten Morgen starteten wir zum nicht weit entfernten CERN. Der Besuch begann mit einer Rundfahrt und einer Führung auf dem 625 ha großen Gelände, durch welches die französisch-schweizerische Grenze führt, die wir im weiteren Verlauf auch mehrmals überquerten. Außerdem entdeckten wir das Genfer Tierheim für Computermäuse, welches ursprünglich ein Witz eines Forschers des CERN war, jedoch mittlerweile seine eigene Website und Wikipedia-Artikel hat. Danach konnten wir die Forschungsgebäude, insbesondere das Rechenzentrum besichtigen, in welchem pro Sekunde 10 Terabyte an Daten verarbeitet und gespeichert werden. Die schiere Größe der über 12.000 Server und 218.000 Magnetbänder zur Datenspeicherung lässt sich nur vom darüberliegenden Besucherraum erfassen und beeindruckte uns Schüler wie auch die Lehrer gleichermaßen. Neben diesen gigantischen Datenmengen durchläuft auch der gesamte Genfer Internetverkehr diesen Serverraum, seitdem das World Wide Web dort erfunden wurde.

    Anschließend besuchten wir den Kontrollraum des Atlas-Experiments, welcher einen der vier großen Detektoren am LHC, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt, steuert und überwacht. Dieses Experiment liegt circa 100 m unter der Erde und erforscht unter anderem das Higgs-Boson und das damit verbundene Higgsfeld. Für diese Forschungen wurde Wissenschaftlern des CERN der Nobelpreis für Physik verliehen.

    Da wir den Detektor aufgrund der zu hohen Strahlenbelastung bei laufenden Experimenten leider nicht mit eigenen Augen betrachten durften, sahen wir uns stattdessen einen 3D-Film in einem der Konferenzräume an, wissend, dass sich der echte Detektor unter unseren Füßen befindet. Die gesamte Führung wurde von einem äußerst freundlichen Physiker (Instagram: @thatsciencebloke), der am CERN forscht, begleitet, welcher immer wieder mit wissenswerten und beeindruckenden Fakten begeistern konnte und uns alle regelmäßig staunen ließ. Nach einer kurzen Mittagspause im Restaurant auf dem Gelände besichtigten wir eine faszinierende, interaktive Ausstellung zum Thema Urknall, um das Gelernte zu vertiefen. Am späten Nachmittag wartete dann ein weiteres Highlight auf uns: In kleinen Gruppen durften wir mit Trockeneis und 2-Propanol (Alkohol) in Begleitung unserer Lehrer und eines weiteren CERN-Physikers unsere eigenen Nebelkammern bauen und so mit eigenen Augen Teilchen und deren Auswirkungen beobachten. Anschließend diskutierten wir, um welche Teilchen es sich handeln könnte, um zu erleben, wissenschaftlich zu arbeiten.

    Nachdem wir das eindrucksvolle Experiment erfolgreich abgeschlossen hatten, ging der Tag langsam zu Ende. Mit Souvenirs bepackt machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel und ließen den Abend ausklingen. Teilweise wurde weiter über das Gelernte diskutiert, während andere bereits eingeschlafen waren.

    Der letzte Tag der Exkursion bestand aus der Heimreise, bei der wieder kräftig gesungen und fehlender Schlaf der letzten Nächte nachgeholt wurde. Dabei machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Rheinfall, an dem wir uns mit Pizza stärkten.

    Es war eine unvergessliche Reise mit unglaublich vielen schönen Eindrücken. Gleichzeitig sind wir beeindruckt davon, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie unabhängig von politischen Ansichten und Interessen einzelner handeln und wie stark unser menschlicher Drang danach ist, unsere Existenz im Universum zu erklären. Wir versuchen mit riesigen komplexen Gerätschaften die kleinsten Elementarteilchen zu erforschen und die größten Rätsel der Quantenphysik zu lösen. Diese Frage ist uns zum Abschluss dieser Reise bewusster denn je und wird uns noch lange beschäftigen.