Für die Schülerinnen und Schüler der Q12 gab es gleich in der ersten Schulwoche ein besonderes Highlight in einem mit Sicherheit ereignisreichen bevorstehenden Schuljahr: Von Freitag, dem 17.09.2021, bis Montag, den 20.09.2021, galt es, unsere Bundeshauptstadt Berlin zusammen mit den Lehrkräften Inge Pfitzinger-Miedel, Ulrike Haag, Jan Cumme, Sebastian Näpfel und Sebastian Birner zu erkunden.
Mit etwas Verspätung fuhr unser Bus am Freitag um 06:30 Uhr am Parkplatz in der Wiesenstraße los, um nach ein paar Metern auf der B2 schon wieder kehrtzumachen und an unseren Ausgangspunkt zurückzukehren. Leider wurden die Corona-Testbescheinigungen, die den Schülerinnen und Schülern in Berlin Zutritt zu Museen, Kulturstätten und Cafés gewähren sollten, in der Schule vergessen. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, hatte man doch die Aussicht auf ein spannendes Wochenende in Berlin. Für anhaltend gute Laune sorgte zudem die Dauerbeschallung mit allerlei musikalischen "Leckerbissen" aus den hinteren Reihen des Busses.
In Berlin angekommen mussten unsere Busfahrer all ihr Können unter Beweis stellen, um den Busparkplatz unseres Quartiers in Berlin zu erreichen, da die Durchfahrt in den Innenhof des Hostels äußerst eng bemessen war. Nachdem diese Hürde genommen war, musste noch einige Male im ebenso engen Innenhof rangiert werden, um den Bus letztendlich in seine gewünschte Parkposition zu bringen. Nach dem Bezug der Zimmer und einer Stärkung ging es auf die erste Entdeckungstour nach Berlin-Mitte. Mit der S-Bahn fuhren wir zum Hauptbahnhof, um von dort aus zu Fuß das Regierungsviertel zu entdecken. Jede Lehrkraft übernahm sozusagen als Touristenführer eine Schülergruppe und informierte über die Sehenswürdigkeiten im Regierungsviertel. Vom Hauptbahnhof ging es über die Spree vorbei an der Schweizerischen Botschaft zum Bundeskanzleramt. Den Schülerinnen und Schülern bot sich hier ein überwältigender Blick vom abendlich beleuchteten Dienstsitz der Bundeskanzlerin über den Platz der Republik hin zum Herz unserer Demokratie, dem Deutschen Bundestag. Von dort führte uns der Weg zum Pariser Platz mit dem Berliner Wahrzeichen schlechthin: Hell erleuchtet stand nun das Brandenburger Tor vor uns. Wir durften aber keine Zeit verlieren, denn schon stand der nächste Programmpunkt an. Wir gingen zurück zum Reichstag, wo wir uns am Reichstagsufer niederließen, um die Film- und Lichtprojektion am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus anzusehen. Die halbstündige Installation "Dem deutschen Volke - Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag" bot einen äußerst sehenswerten Überblick über die Geschichte des Reichstagsgebäudes und des Parlamentarismus in Deutschland. Anschließend folgte noch ein Gruppenfototermin am Brandenburger Tor, bevor es zurück nach Friedrichshain ging, wo der Rest des Abends zur freien Verfügung stand.
Am nächsten Tag fuhren wir mit der S-Bahn in den Westen Berlins, um das Berliner Olympiastadion zu besichtigen und anschließend den Teufelsberg zu "erklimmen" - mit 120 Metern immerhin die zweithöchste Erhebung Berlins! An dieser Stelle, so erfuhren wir bei unserem Rundgang über das Gelände, planten die Nationalsozialisten die Errichtung einer Wehrtechnischen Fakultät, welche aber nie über den Rohbau hinauskam. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gelände als Schuttdeponie für die Trümmer der zerstörten Stadt, welche bis auf die heutige Höhe aufgeschüttet wurden. Der Insellage Westberlins als Außenposten inmitten des Ostblocks verdankt der Teufelsberg die Errichtung einer Abhöranlage der Amerikaner, um den Funkverkehr bis weit in feindliches Gebiet auszuspionieren. Noch heute sind die Radarkuppeln dieser Abhöranlage auf dem Teufelsberg von weitem sichtbar. Nach der Wiedervereinigung wurde die Abhöranlage abgebaut und zurück blieben die nun leerstehenden Gebäude, die von der Jugend u. a. für Techno-Partys genutzt wurden. Heute ist der Teufelsberg ein bei den Berlinern sehr beliebtes Naherholungsgebiet, das von Mountainbikern und Spaziergängern gern genutzt wird. Zudem befindet sich auf dem Gelände heutzutage eine der größten Street Art-Galerien der Welt. Während der sehr interessanten Führung über das Gelände hatten wir auch die Möglichkeit, das Turmgebäude der Abhörstation zu besteigen und einen beeindruckenden Ausblick über Berlin und den Grunewald zu "genießen", wären da nicht der eiskalte Wind und die Regenschauer gewesen. Am Nachmittag konnten die Schülerinnen und Schüler Berlin auf eigene Faust entdecken und die Zeit z. B. für eine ausgiebige Shoppingtour nutzen. Am Abend sahen sich einige Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Lehrkräften in der "Distel" politisches Kabarett vom Feinsten an.
Eine Führung in Gruppen durch Berlin-Mitte stand am Sonntagvormittag auf dem Programm. Vom Alexanderplatz ging es vorbei am Marx-Engels-Forum zum neu eröffneten Berliner Schloss, welches das Humboldt-Forum beheimatet. Der umstrittene Bau beeindruckt durch die Mischung von rekonstruierten barocken und modernen Architekturelementen. Im Humboldt-Forum laden zwei sehenswerte und sehr interessante Ausstellungen zu einem Museumsbesuch ein. Vom Schloss ging es weiter die Prachtstraße Unter den Linden hinunter über den Gendarmenmarkt mit dem Deutschen und dem Französischen Dom zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Dort nutzten einige Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich den "Ort der Information" unterhalb des Stelenfeldes anzusehen und sich über die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden zum informieren. Für die anderen Gruppen ging es weiter zur "Topographie des Terrors". Dort, wo sich in der NS-Zeit die Schaltzentralen der SS, der Gestapo und des SD befanden, informiert heute ein Dokumentationszentrum über den nationalsozialistischen Terrorapparat. Von dort führte uns der Berliner Mauerweg zum Checkpoint Charlie, dem wohl bekanntesten ehemaligen Grenzübergang durch die Berliner Mauer. Hier endete der Rundgang durch Berlin-Mitte und die Schülerinnen und Schüler besuchten am Nachmittag eines der zahlreichen Museen in Berlin. Einige Schülergruppen kehrten zum Schloss zurück, um sich die Ausstellungen im Humboldt-Forum anzusehen, andere erkundeten das "Futurium" und wieder andere informierten sich über die deutsch-deutsche Geschichte, indem sie das Stasi-, das DDR- oder das Mauermuseum am Checkpoint Charlie besuchten.
Am Montagvormittag stand nach dem Zusammenpacken und dem Frühstück auf der Rückfahrt von Berlin nach Weißenburg ebenfalls deutsch-deutsche Geschichte auf dem "Lehrplan". Wir besuchten die Gedenkstätte Hohenschönhausen, wo wir in kleineren Gruppen von ehemaligen Häftlingen des Stasigefängnisses und Mitarbeitern der Gedenkstätte über das Gelände geführt wurden und sehr eingängig und persönlich über das System des Staatssicherheitsdienstes informiert wurden. Besonders die persönlichen Erfahrungen, die uns von den ehemaligen Häftlingen geschildert wurden, bleiben in Erinnerung und machen annähernd nachvollziehbar, was es heißt, in einem Unrechtsstaat und einer Diktatur zu leben.
Die Fahrt nach Weißenburg gestaltete sich ebenfalls alles andere als unspektakulär, da sich unser Bus leider als "inkontinent" erwies und ständig Kühlwasser verlor, das in regelmäßigen Abständen nachgefüllt werden musste. Zudem musste Herr Cumme vor dem Halt an der Raststätte unbedingt die Anekdote des steckengebliebenen Aufzugs in der Brückenraststätte "Frankenwald" zum Besten geben, was für leichten Nervenkitzel bei der Fahrt mit eben jenem Aufzug sorgte.
Wohl behalten, aber doch etwas erschöpft, dafür mit vielen neuen Eindrücken, kamen wir am späteren Montagabend in Weißenburg an.