20./21.02.2025, 19:00 Uhr, Mensa
Am 20. Februar 2025 lud das Unter- und Mittelstufentheater zu "Alice im Wunderland" ein. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten in der Mensa vor einem begeisterten Publikum ihr Können. Das Stück wird am Freitag, den 21. Februar 2025, ein zweites Mal dargeboten. Vielen Dank allen Darstellern und Mitwirkenden für ihr Engagement.
Folgender Artikel erschien am 24.02.2025 im Weißenburger Tagblatt:
Und plötzlich ist alles anders …
Unter- und Mittelstufentheater des Gymnasiums mit bezauberndem Stück „Alice im Wunderland“
Es ist ein seltsames Ding um die Freundschaft. Sie kann Menschen verbinden, aber auch auf die Probe stellen. Und sie kann zerbrechen. Dann ist plötzlich alles öde und leer. Findet man sie aber wieder, so glänzt sie umso schöner, wie im Land der Träume und der Wunder. In diese wunderschöne Symbolik hat bereits 1865 der britische Schriftsteller Lewis Caroll das Mysterium der Freundschaft gekleidet. Sein Roman „Alice im Wunderland“ erzählt von jenem Weg der Krisen und der Läuterung bis zum emotionalen Happy End, von Ausgrenzung und gegenseitiger Achtung. Freundschaft ist eben ein zerbrechliches Gut, um das es sich zu kämpfen lohnt.
Die im letzten Schuljahr gegründete Gruppe des Unter- und Mittelstufentheaters am Werner-von-Siemens-Gymnasium hat sich jetzt mit 23 Schülerinnen und Schülern dieses Klassikers der Weltliteratur angenommen, allerdings in der modernen, für das Theater geschriebenen Fassung von Nina Naujoks. Sie trägt einen Titel und mehrere Untertitel: „Alice im Wunderland … und plötzlich ist alles anders. Oder: Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können.“ Das sagt fast schon alles. Denn die Botschaft des Stückes lautet: Man sollte nie vergessen, an seine Träume und das Unmögliche zu glauben. Kerstin Egen und Judith Rei haben das Stück in monatelanger akribischer Arbeit mit den Schülern einstudiert. Heraus kam eine brillante Inszenierung.
Alice (Mona Grimm / Romy Habjan) und Timo (Til Tagscherer / Ferdi Feigel) sind eigentlich beste Freunde, Seelenverwandte, die sich alles erzählen. Doch Jugendliche wie sie stehen heutzutage unter Druck: Social Media, Cliquenstress und Leistungszwang in der Schule schieben sich zwischen sie und daran zerbricht diese Freundschaft erst einmal. Das geht relativ rasch, ein paar Szenen genügen: Die verheerend intrigante Mädchenclique um Lisa (Lisa Satzinger / Regina Ferenczi) und Stella (Maxi Beckstein / Evita Schädler) schikaniert ihre Mitschüler und torpediert die Freundschaft, die chronisch gestresste Mathe-Lehrerin (Hannah Egen / Willi Welzel / Vivian Gleng) verdonnert Alice zum Nachsitzen. Alice passt sich äußerlich ihren neuen Freundinnen an und distanziert sich innerlich von Timo. Und der hüllt sich in Schweigen.
Dann aber läuft Timo vor ein Auto und wird schwer verletzt. Für Alice verschiebt das alles und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion heben sich auf, als sie in ihren Schulspind schaut. Dort entdeckt sie plötzlich die wundersame Zauberwelt um die verrückte Hutmacherin (Johanna Urban / Amelie Ast), die sofort einen Auftrag für sie und Timo hat: Zusammen sollen sie die vier Teile des zerbrochenen Kristalls finden und wieder zusammenfügen. Dieser Kristall ist das Herz des Wunderlandes und steht auch für die nun zerbrochene Freundschaft zwischen den beiden. Seine einzelnen Teile zu finden, gestaltet sich äußerst schwierig für die beiden Helden des modernen Märchens.
Timo und Alice müssen dazu ins Land des Wassers, des Feuers, der Erde und der Luft und dort knifflige Aufgaben lösen. Dabei begegnen sie gar seltsamen Wesen, wie der Lorelei (Hannah Egen / Anastasia Nickel), die sich nach einem Freund sehnt, der freiwillig bei ihr bleibt, dem Herrn Punzel (Lukas Pöschl / Willi Welzel), der leider keine langen Haare aus seinem Turm herunterlassen kann, weil er beim Frisör war, der zickigen Teufelstochter Medea (Felicitas Adami), die um die Anerkennung ihrer Mutter buhlt, faszinierenden Luftwesen, gegen die Timo und Alice im Tanzwettbewerb antreten, den lustigen, aber streitsüchtigen Erdmännchen (Emma Alberter und Eva Fiedler), und am Ende einer Sphinx, deren geheimnisvolles Rätsel Timo löst.
Erst als sie alle vier Teile des Kristalls zusammenfügen und der Königin übergeben, ist das Wunderland wieder geheilt, die Freundschaft wieder gekittet und die Prophezeiung erfüllt sich: Freundschaft ist ein Traum, um den man kämpfen muss. Und dafür ist es nie zu spät. Die jungen Schauspieler agieren traumwandlerisch textsicher, setzen gekonnt Mimik, Gestik und Intonation ein und überzeugen durch ihr grandioses Zusammenwirken. Am Freitagabend spielt eine zum Teil neue Crew, damit möglichst viele Schüler auf den Brettern stehen können, die die Welt bedeuten. Das aufwendige Bühnenbild (Benedikt Staudinger) ist einfallsreich und flexibel, die Technik (Ben Löffler), die am Premierenabend einige Aussetzer hat, steuert dennoch punktgenau die passende Musik, Nebeleffekte und schillernde Projektionen von Delphinen und Fantasiewesen bei. Der Beifall will fast nicht enden. So wünscht man sich Schultheater und man darf hoffen, dass im nächsten Schuljahr ein neues Stück zur Aufführung kommt. Robert Luff