Am 20. Februar 2025 trat der Kabarettist Björn Puscha in den 7., 9. und 10. Klassen auf, um den Schülerinnen und Schülern Latein von einer ganz anderen Seite her nahe zu bringen. Gewöhnlich wird das Fach Latein mit Pauken und Ernst in Zusammenhang gebracht. Nun konnte die heitere Seite dieser Sprache entdeckt werden. Am Ende waren alle begeistert.
Folgender Artikel erschien am 22.02.2025 im Weißenburger Tagblatt:
Latein zum Lachen
Comedian Björn Puscha überzeugt mit „Schlechte Karten für Jupiter“ am Gymnasium
Latein ist wahrlich nicht zum Lachen. Viele erinnern sich mit Grauen an Deklination und Konjugation, an Abfragen und schlechte Noten. Doch es geht auch anders, denn die alte Sprache hat humoristisches Potenzial. Dies bewies der Kabarettist und Bühnenlateiner Björn Puscha mit seinem Schulprogramm „Schlechte Karten für Jupiter“. Aus dem Fernsehen kennt man ihn schon länger: Im „Vereinsheim Schwabing“ zeigt er seit 2012 als „der Lateiner“, dass man damit herrlichen Blödsinn anstellen kann, wenn man Modernes ins Lateinische übersetzt. Und für die Schüler war sein Auftritt wohl die schönste Lateinstunde ihrer Schulkarriere.
Sein Motto: Die Schule ist zwar ein Ort des Lernens, doch muss das ja nicht immer dröge und trocken abgehen. Lehrer und Schüler können miteinander lachen und dabei Gelerntes wiederfinden. Björn Puscha verpackt dieses Wissen in einen Krimi, der im antiken Rom spielt und endlich das Rätsel um die Ermordung Cäsars löst. Dabei ist der gebürtige Burghausener selbst einst krachend in Latein gescheitert. Nach der elften Klasse beendete er seine Lateinkarriere mit der Note 5. Dass er ausgerechnet mit diesem Fach einmal Erfolg haben würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Doch er machte aus seinem Scheitern einen Beruf und eine Berufung.
Im ersten Teil seines Programms erzählt er von diesem Scheitern, aber auch von der spät entdeckten Liebe zur alten Sprache. Sitzbübisch und augenzwinkernd lässt er seine Schulzeit Revue passieren, die ihn zum innerfamiliären Nachhilfelehrer wider Willen machte – ausgerechnet in Latein. Danach fand er sogar zum Studium dieser Sprache und jobbte in München in der Gastronomie. Dass er ausgerechnet in einer Kneipe mit Kulturangebot landete, erwies sich im Nachhinein als Glücksfall: TV-Moderator Hannes Ringelstetter rekrutierte ihn kurzerhand für sein Programm und ließ ihn Wörter wie Aufsitzrasenmäher oder Luftpumpe ins Lateinische übersetzen. Die heißt übrigens bei ihm instrumentum aeri inflandum.
Zum Gaudium seines Publikums fiel ihm stets etwas ein, so dass er bald fester Bestandteil der BR-Show „Vereinsheim Schwabing“ wurde, von der 142 Folgen ausgestrahlt wurden. Von da war der Weg zum eigenen Kabarett-Programm und zu Schulvorstellungen nicht mehr weit. Zu den Weißenburger Schülern sucht er sofort Kontakt und fragt sie nach den Motiven für ihre Sprachenwahl, gibt ihnen eine kurze Kulturgeschichte des Römischen Reiches, schwadroniert von seinem ersten peinlichen Vollkontakt mit Latein als Fünftklässler und macht auch vor dem Grammatik-Hindernis nicht Halt, das ihm damals die Freude an der Sprache nahm: die humorlose Unterscheidung zwischen Gerundium und Gerundiv. Köstlich erläutert er diesen kleinen, aber feinen Unterschied am „essenswerten Brötchen“, dem paniculus cenandus.
Doch natürlich muss er noch zu Caesars Ermordung kommen. Und so führt er sein junges Publikum über einen abenteuerlichen Traum ins Jenseits, wo Caesar, Jesus und ein riesiger Stier, der sich als Jupiter outet, Schafkopf spielen und ihn auf eine Zeitreise ins Jahr 44 vor Christus nach Rom schicken, um dort antike Stadtluft zu schnuppern und Geheimnisse zu lüften. Nach einer kleinen Pause betritt Puscha daher stilecht in eine weiße Toga gewandet und mit römischen carbatinae-Schuhen erneut die Bühne. Er braucht nur ein Mikrophon und schon sind alle im antiken Rom, an einem Mittwoch, genauer gesagt an den Iden des März. Interessiert spaziert er durch die engen Gassen, betritt voller Erwartung einen der großen Wohnblöcke, die sie insulae nennen, und flieht schnell vor dem unerträglichen Gestank des dolium: In diesem Fass sammelt man nämlich den Urin der Hausbewohner, den der Gerber für seine Arbeit braucht.
Kaum im Freien entgeht er mit Müh und Not einem Latrinenkübel, der aus dem zweiten Stock entleert wird, und flucht lateinisch-bairisch: „Merula, delirans!“ – „Amsel, gspinnerte!“ Im Circus Maximus wird er Zeuge eines spannenden Wagenrennens und endlich kommt er am Theater des Pompeius an, in dem heute der Senat tagt und auf Caesar wartet. Eine seltsame Menschenmenge mit Caesar in ihrer Mitte zuckt plötzlich die Messer und jemand ruft: „Caesar necatus!“ – „Caesar wurde getötet.“ Doch ist er wirklich tot? Jupiter ist plötzlich da und sieht Caesar verblüffend ähnlich. Björn Puscha entlarvt Caesars Ermordung als Teil der antiken Fake-News und die Schüler sind restlos begeistert. Das war doch einmal ein ganz andere Lateinstunde! Robert Luff